Montag, 25. Juni 2012

Waking Life.

"Auf dieser Brücke, hat uns Lorca schon gewarnt, ist das Leben ganz und gar kein Traum. Sei auf der Hut und sei auf der Hut und sei auf der Hut. Ja viele denken, nur weil es dann passiert, gäbe es kein Jetzt. Aber hab ich nicht erwähnt, dass das große Wunder gerade jetzt geschieht? Wir alle sind Co-Autoren dieser tanzenden Euphorie, denn selbst unsere Unzulänglichkeit feiert ihr Fest. Wir sind die Autoren unseres eigenen Ichs, Co-Autoren eines gigantischen Dostojewski-Romans mit Clowns als Hauptdarstellern. Dieses universale Ding, das wir als Welt bezeichnen, ist nichts weiter als die Gelegenheit zu zeigen wie aufregend Entfremdung sein kann. Das Leben ist eine Anhäufung von Wundern, welche sich über die Zeiten hinweg aus unzähligen Augenblicken zusammensetzt, total irritiert von der Gegenwart. Die Welt ist eine Prüfung um festzustellen, ob wir reif für neue Erfahrungen sind. Unser Augenlicht ist ein Test, ob wir auch noch weiter sehen können, mit allem was wir erfahren testen wir unsere Neugier, und der Zweifel ist eine Prüfung für unsere Vitalität. Thomas Mann hat gesagt, dass er sich lieber dem Leben widme als hundert Geschichten zu erzählen. Giacometti wurde mal von einem Auto angefahren und er konnte sich daran erinnern, dass er in eine luzide Ohnmacht fiel. Er hatte ein Glücksgefühl, als er erkannte, dass da endlich etwas mit ihm vor sich ging. Jemand hat mal behauptet, man könne nicht gleichzeitig leben und das Leben verstehen. Also ich bin nicht so ganz der selben Ansicht, allerdings will ich der Ansicht auch nicht widersprechen. Ich würde eher sagen, wer das Leben versteht, der lebt es auch wirklich. Aber diese Paradoxa nervt mich. Allerdings kann ich sie dennoch lieben, oder mit ihnen schlafen, auch wenn sie mich tierisch abnerven. An richtig romantischen Abenden meines Bewusstseins, gehe ich mit meiner Verwirrung Salsa tanzen. Bevor du jetzt wieder gehst, vergiss nicht, was soviel heißt wie erinnere dich. Weißt du, sich erinnern ist eine wesentlich psychotischere Aktivität als vergessen. Lorca hat übrigens im selben Gedicht auch geschrieben, dass der Leguan jeden beißt, der keine Träume hat. Und wenn man mal begriffen hat, dass man selbst nur Bestandteil im Traum eines anderen ist, dann ist man zur Selbsterkenntnis erlangt."

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