Bedeutung.

Dank eines Gespräches mit R. gestern Nacht habe ich beschlossen, mir mal zu überlegen, was genau meine Essstörung eigentlich für mich bedeutet.
Früher war das leicht. Da ging es mir nur ums Abnehmen, mehr nicht. Hätte man mich damals gefragt, hätte ich es vermutlich nicht mal wirklich verstanden. "Wie jetzt, Bedeutung? Ich will dünn sein, warum sollte ich sonst hungern und kotzen?!" Wie dumm und naiv.
Und heute? Ich weiß es nicht genau. Klar, ich will abnehmen. Aber ich weiß nicht mal genau, wieso ich abnehmen will. Sicher, ich hasse meinen Körper und finde mich unglaublich fett, aber das ist es nicht. Ich glaube, ein Teil von mir möchte so dünn abgemagert und krank aussehen, dass endlich jeder bemerkt, wie es mir wirklich geht. Ich möchte so aussehen, wie ich mich seit Jahren fühle. Und ein anderer Teil würde sich gerne weghungern, in Luft auflösen, einfach verschwinden. Und wieder ein anderer, extrem naiver Teil denkt sich, dass ich mit 45 kg vielleicht endlich glücklich sein kann.
"Fett" ist keine Aussage über meinen Körper, sondern eine Emotion. "Ich bin fett" heißt nicht "ich bin zu dick", sondern "ich bin traurig/wütend/verzweifelt/ängstlich/einsam/etc". Mein Körper ist mein Ventil. Es ist ähnlich wie beim Schneiden. Komme ich mit mir selbst und meinen Gefühlen nicht klar, verletze ich mich, denn das lenkt mich von meinem Inneren ab. Wenn es mir schlecht geht schneide oder fresse oder hungere ich. Das hält mich am Leben.

Vermutlich ist meine Essstörung gar keine richtige Essstörung. Ich weiß ja nicht, wie das bei anderen ist, ob die genau so empfinden, oder ob es ihnen wirklich nur ums Abnehmen geht. Keine Ahnung, das meiste kriegt man ja nur oberflächlich mit.
Jedenfalls tue ich das alles nicht, um dünn zu sein. Schon lange nicht mehr.