Mittwoch, 26. Oktober 2011

Erster Bericht.

Bisher ist es eigentlich ganz okay. Alle sind nett, sowohl Patienten als auch Betreuer und Ärzte. Bis auf den Oberarzt, der ist gruselig, aber den seh ich ja eh nur mittwochs bei der Visite..
Hier sind noch 2 andere Essgestörte. Eine kam zeitgleich mit mir, aber ich weiß nicht, ob sie echt ne Essstörungen hat. Sie sagt, erst Magersucht und jetzt Bulimie - innerhalb von 4 Monaten. Glaub ehrlich gesagt nicht, dass sie wirklich versteht, wie sich ne richtige Essstörung anfühlt. Ausserdem isst sie normal und kotzt auch nicht.
Dann ist in meiner Essgruppe noch eine Magersüchtige. Sie sieht aus wie ein Geist, so dünn, fast durchsichtig.. mir ist aufgefallen, dass ich weniger esse als sie. Und genau wie sie wirklich ewig brauche, Krümmel für Krümmel esse. Weiß nicht, ob es mir so gut tut, mit ihr am Tisch zu essen. Hab irgendwie immer den Drang bloß nicht mehr zu essen als sie, bloß nicht schneller, etc. Werd da wohl noch mit den Betreuern drüber sprechen.
Heute Mittag hab ich es das erste Mal seit ich hier bin geschafft auf zu essen. Sonst hab ich vielleicht n Viertel geschafft. Hatte danach ziemlich krass den Drang mich zu übergeben, hab auch gezittert deswegen. Hab dann etwas gemacht, was für mich auf der Geschlossenen nie in Frage kommen würde - ich habe mit den Betreuern geredet. Dadurch hab ich es geschafft, nicht zu kotzen.
Wir haben hier jeden Tag Tageszielrunde, da besprechen wir in der Gruppe unsere Ziele für den Tag und ob wir sie gestern geschafft haben. Finde ich ziemlich gut. Und jeden zweiten Tag werden, zusätzlich zum normalen Essen, noch Dinge wie Joghurt, Obst, etc bestellt, worauf wir eben Lust haben. Ich denke, morgen bestell ich mir einen Becher Magerquark, als Zwischenmahlzeit. Frag mich eh, wie lange die mein Essverhalten noch mitmachen. J., die Magersüchtige, hat mehrere Zwischenmahlzeiten am Tag und wird immer kontrolliert. Wird bei mir sicher irgendwann auch so sein. Die anderen sagten, die schauen sich das jetzt sicher erstmal 2-3 Tage an, dann geht das bei mir auch los. Naja, mal schauen..
Das Zimmer teile ich mir mit einer, die auch J. heißt. 14 Jahre alt, und hat unglaublich viel durchgemacht, ich war richtig geschockt. Wir haben gestern Nacht noch bis 2:30 Uhr geredet, da hat sie mir vieles erzählt. War sprachlos.. R., mit dem ich vorhin ne Weile aufm Sofa saß und geredet hab, hat ähnliches durchgemacht. Richtig heftig.. J. wird übrigens nächste Woche entlassen. Kann das absolut nicht nachvollziehen, da sie suizidal ist. Sie kommt in ne Pflegefamilie, hoffentlich hilft ihr das. Die wirken nett, aber sie traut ihnen nicht, was ich auch verstehen kann. Jedenfalls mag ich sie echt gern, haben uns auch schon recht gut angefreundet in der Zeit.

Mir fehlen die ganzen Menschen draußen. N., R., M., K., N., A., S., ... ist echt seltsam ohne sie. Aber sie unterstützen mich immer mit lieben Worten, finde das total süß und freue mich wahnsinnig darüber. Danke dafür. <3

Ich denke, die Klinik könnte mir echt helfen. Obwohl nur 2x die Woche Therapie ist. Die Betreuer helfen einem ja auch, genau wie die anderen Patienten, und wenn was ist sind die Therapeuten fast immer in der Nähe.

Ich bin jedenfalls voller Hoffnung.

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